In einem großen Exkurs ziehen
wir Vergleiche zwischen
der aristotelischen
Dreigliederung der Wissenschaften in die theoretischen, die poietischen, die
praktischen
der kantischen Unterscheidung
zwischen theoretischer Vernunft, Urteilskraft, praktischer Vernunft
der lacanischen Unterscheidung
der vier Diskurse: Herrschaft, Wissen, Hysterie, „Analyse“. Die Einstellung
„Wissen“ zeichnet sich durch „Ausschaltung“ des Subjekts aus – aber auch die
ist eine Schaltung und folglich eine Einstellung des Subjekts: eben die
„wissenschaftliche“.
Der
technologisch-psychologische Begriff der „Einstellung“ könnte geeignet sein,
die jeweilige Gegebenheit von Wissenschafts-, Vernunft-, Diskurssorten zu
bezeichnen; oder aber „Haltung“ bzw. für die Änderung „Schaltung“. Aristoteles
suggeriert den Begriff „tropos“ (Wendung) für die Qualifizierung zum
Philosophen und Foucault verwendet den verwandten Begriff „conversion“ für die
Qualifizierung zum Aussagenanalytiker, den wir als „ontologischen“ bezeichnet
haben. Es geht um Subjektqualifizierungen. In der Nähe dieses Begriffes hat
Foucault von Arbeit des Subjekts an sich, von Subjekttransformationen und sogar
von Subjektopferungen – unter dem Anspruch der Wahrheit - gesprochen (damit dem
wörtlichen Sinn von „Subjekt“ nahekommend).
In Foucaults Archäologie
des Wissens kann man eine „ontologische“ Sprachanalyse sehen, insofern da
Eigentümlichkeiten der „Ontologie“ im Sinne von Buch IV auf den
Gegenstandsbereich der Sprache, genauer gesagt auf den Praxisbereich des
Kundgebens angewandt werden: „angewandte Ontologie“. Bei Aristoteles hingegen
erscheint die „reine Ontologie“ als selbständige Ausarbeitung der vielen
Bestimmungen, die dem Seienden als Seiendem zukommen: vom Wesen über alle
möglichen Seinsmodalitäten bis zu deren Negationen. Im Mittelalter sind
besonders die „Transzendentalien“ dazugekommen, mit denen das Seiende
konvertiert werden kann: unum, verum, bonum, pulchrum.
In der Neuzeit konzentriert
sich die ontologische Fragestellung auf die Existenz als solche, das heißt die
Existenz in der Abhebung von der Nicht-Existenz, die Existenz in allen Nuancen
der Fast-Nicht-Existenz. So bei Foucault, bei dem aber auch ein Netz von
lateralen Beziehungen dazukommt, wodurch die Kundgabe dann doch wieder
entschieden „positiviert“ wird.
Im 3. Kapitel kommt
Aristoteles auf die „Axiome“ zu sprechen. Dabei handelt es sich um Sätze, die
vom Seienden als Seienden gelten, folglich von allen Seienden. Das heißt es
handelt sich hier um eine weitere Ausprägung oder Modalität des Seins nach den
vielen anderen bereits genannten. Dennoch liegt sie auf einer anderen Ebene:
Axiome sind nämlich Sätze und nicht Sachverhalte oder Sachaspekte wie die
bisher genannten. Ursachen sind Sachen, die verursachen. Prinzipien sind entweder
Ursachen oder aber Sätze. Die Axiome sind eine Teilmenge innerhalb der
Prinzipien-Sätze. Mit den Axiomen springt die Ontologie direkt in die Logik
über – bleibt aber Ontologie.
Walter Seitter
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Sitzung vom 5. März 2014
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